Liebe Frau DHess,
vielen Dank für Ihre Erfahrungsschilderung. Ich weiß, dass gerade auch die Mütter häufig selbst schwer betroffen von der Vojta-Therapie sind: Einerseits drohen manche Kinderärzte und Vojta-Therapeuten damit, das Kind könne Schaden nehmen, wenn es nicht nach Vojta behandelt wird, andererseits spüren die Mütter, dass das, was sie ihrem Kind da antun, psychologisch äußerst prekär ist.
Daher kann ich Ihren anfänglichen Zwiespalt gut nachvollziehen. Sie schreiben ja, dass Sie nach drei Terminen bereits aufgehört haben. Wichtig ist auch immer die innere Haltung, die die Mutter hat. Sie haben wahrscheinlich immer mit Ihrem Kind mitgefühlt und es vielleicht noch nicht einmal selbst behandelt. Aus psychologischer Sicht ist gerade das die Katastrophe für das Kind: Wenn die Mutter das eigene Kind behandelt.
Ich weiß nicht, wie hoch die „Dosis“ sein muss, bis ein Kind ernsthaft Schaden nimmt. So, wie Sie es beschreiben, glaube ich nicht, dass Sie sich Sorgen machen müssen. Aber vielleicht können Sie diese Zeit im Hinterkopf behalten. Sollte es Ihrem Kind einmal psychisch schlecht gehen oder sollten Verhaltensweisen auftreten, die Sie absolut nicht verstehen können, dann kann es sinnvoll sein, sich zu fragen, ob die Probleme vielleicht mit den Erfahrungen als Baby zusammenhängen. Auch das Tragen einer Orthese, also die Bewegungseinschränkung, kann körperliche Erinnerungen hinterlassen. Doch allein das Herstellen der Zusammenhänge kann für die Betroffenen sehr entlastend sein.