Guten Tag,
ich finde die Einsitigkeit dieses Artikels, sowie auch die einseitige Rückmeldungen zu nur negativen Berichten hier erschreckend und verärgernd. Ich erwarte deshalb auf Grund meiner postiven Erfahrungen mit der Vojta Therapie keine Reaktion der Autorin.
Meiner Erfahrung und meinem Empfinden nach (und das zeigen auch die Kommentare bei der Umfrage im andern Beitrag hier auf der Seite), vermelden häufig die jenigen, die die Vojta-Therapie anwenden große Erfolge und sind dankbar über die kindliche Entwicklung. Diejenigen, die die Therapie angebrochen haben, sind die, die schockiert sind und es für eine Qual halten.
Ja, um diese Art der Therapie – die gerade zu Beginn sehr viel Kraft kostet – muss man dahinter stehen und das Beste für sein Kind wollen. Ich habe auch feststellen können, dass unser Kind bei der Therapie starkt schwitzt und es sehr anstrengend ist, hatte aber nie den Eindruck, dass ich ihm weh tue, da das Schreien von dem 5 Monate anhaltenden Koliken-Schreien deutlich zu unterscheiden war. Wir hatten nach edm turnen stets das gleiche Ritual: „Fertig“ sagen, Hochnehmen, singen und Kuscheln. Danach stillen. Ich habe eine gute Bindung zu meinem Kind und auch das Gefühl, dass dies auf Gegenseitigkeit beruht.
In einem Beitrag steht, dass die Person in einem Wohnheim arbeitet und die Menschen mit Behinderung glücklich sind. Das freut mich und so soll es sein, wenn keine Heilung oder Besserung der Behinderung möglich ist. Ich kenne Kinder, die nicht hätten laufen können ohne Vojta (mein erwachsener Schwager, der heute, trotz Schlaganfall als Baby mit halbseitiger Spastik, Fußball spielt. Und das Kind einer Kommilitonin, 24. SSW, welches nicht nur auf den Rollstuhl angewiesen ist). Wäre es besser, sie nicht therapiert zu haben?! Ihnen kein „normales“ Leben zu Hause oder später in der eigenen Wohnung ohne Heim und ohne jedliche Einschränkungen zu ermöglichen? Ich würde mich soweit herauslehen zu behaupten, dass diese beiden auch (genauso) glücklich sind und eine gute Bindung zu ihren Eltern haben. Ich wollte jedenfalls nicht die jenige sein, weshalb unser Kind eine Spastik engtwickelt, stigmatisiert wird und sich nicht „normal“ entwickelt.
Unser Kind ist in der 32. SSW geboren mit 42,5 cm und 1790 g. 5 Tage Beatmung und 6 Wochen auf der Intensivstation waren nötig. Unser Kind hat die Therapie mit 5 Wochen noch im Krankenhaus begonnen und konnte mit 10 Monaten (also 9 Monate Vojta) aufhören. Inzwischen sagt der Arzt es sei ein motorischer Frühstarter. Ich bin froh und stolz, dass wir die Vojta Therapie gemacht haben und eine tolle und motivierende Physiotherapeutin hatten. Ich kann die Therapie – wie sie in unserem Fall war, aufgrund einer neurologischen Störung – nur empfehlen, obwohl ich zu Beginn manchmal mitgeweint habe. Ich würde unserem Kind immer wieder die Chance geben, sich mit etwas Hilfe altersentsprechend entwickeln zu können ohne langfristige Schäden oder Beeinträchtigungen zu behalten.
Nachdem uns die Neurologin die Therapie für unser Kind verschreib, habe ich mich durch das halbe Internet gelesen und die Meinungen gehen einfach sehr auseinander. Ich finde es jedoch schade, dass so negativ berichtet wird (vor allem von Leuten, die abgebrochen und die therapie nciht beendet haben). Übrigens ist es wissenschaftlich NICHT nachgewiesen, dass es psychische Langzeitschäden durch die Vojta-Therapie gibt*.
Meiner Meinung nach grenzt es schon fast an verantwortungslosigkeit, wie negativ die Therapieform hier beschrieben wird und wie die Eltern hier ermutigt werden, die Therapie abzubrechen. ich denke gerade Eltern, die am überlegen sind, wie sie ihrem Kind helfen können, sind hier leider schlecht beraten. Denn ohne die Hintergründe und das jeweilige Kind nicht persönlich gesehen zu haben, erachte ich es als unmöglich und anmaßend, von Vojta abzuraten (oder dies zu empfehlen). Wenn Eltern unsicher sind, sollten diese sich mit richtigen Fachkräften, wie Therapeut*innen und Ärt*innen austauschen. Ich habe mir auch im Vorfeld mehrere Meinungen von Ärzt*innen und (Physio-/ Psycho-) Therapeut*innen eingeholt und bin der Meinung für mein Kind das richtige getan zu haben, obwohl es nicht immer eindach war. Mir war wichtig: Wenn ich frühzeitig mit therapiere, kann mein Kind sich altersentsprechend entwickeln und die Therapie greift direkt, besser und über einen kürzeren Zeitraum.
Betroffenen Eltern möchte ich Mut und Durchhaltevermögen zusprechen, denn es zahlt sich aus!
Herzliche Grüße von einer Mutter mit einem inzwischen dank Vojta- Therapie kerngesunden Kleinkind.
PS: Auch das ADHS etwas mit Vojta zu tun haben könnte, finde ich abwegig – oder gibt es dafür Belege? Mein Kind hat als Frühgeburt auch eine höhere Wahrscheinlichkeit für ADHS- sollte es dies noch bekommen, kann das aber sehr viele unterschiedliche Faktoren haben.
PPS: Wer sich neben der angegebenen Literatur, die den Focus auf das Negative zu legen scheint, eine eigene Meinung bilden möchte, kann dies mit Hilfe des folgenden Buches:
Orth, Heiduí (2017): Das Kind in der Vojta-Therapie: Praxisbegleiter für Eltern und Therapeuten. 3. Aufl. München: Elsevier.
*vgl. Gutenbrunner, Christoph/Glaesener, Jean-Jacques (2007): Rehabilitation, Physikalische Medizin und Naturheilverfahren. Heidelberg: Springer Medizin Verlag. S. 153