Guten Tag Frau Dr. Voos,
ich kann sie und all die Mütter und Väter verstehen, dass sie die Vojta-Methode ablehnen. Babys entwickeln sich nicht mit anderen Babys im Gleichschritt. Deswegen gleich mit „Kanonen“ zu schießen ist Unsinn.
Aber: In bestimmten Fällen ist die Vojta-Methode erforderlich.
Meine Tochter wurde 1975 – APGAR 1 – mit Kaiserschnitt wegen einer doppelten Nabelschnurumschlingung geboren. Eine komplette, halbseitige Lähmung aufgrund der Gehirnschädigung (Sauerstoffmangel) war die erschütternde Folge.
Ein Jahr vorher hatte ich einen Bericht über die vollständige Rekonvaleszenz nach dreifachem Schlaganfall der Schauspielerin Paticia Neal (Ehefrau des Authors Roald Dahl) gelesen. Ich wußte nicht mehr wie die Methode heißt, wußte nur, dass durch eine Art Rückkoppelung andere, noch funktionierende Gehirnregionen die Funktion der zerstörten Teile übernehmen können. Und das eine Therapie sehr zeitnah beginnen soll sowie die Erkenntnis dass „junge“ Gehirne viel schneller und vollständiger heilen als „erwachsene“ Gehirne. Habe Spezialisten in Hamburg und Mainz aufgesucht. Antwort war ich solle in 2 Jahren mal mit dem Kind vorsprechen. Viel telefoniert uns schlussendlich von der Mayoklinik in Rochester/Minnesota den Namen eines deutschen Arztes erhalten. Prof. Dr. Brüster in Neuss und Düsseldorf. Er hat nach einer Untersuchung unserer Tochter die Vojta-Methode empfohlen. Inklusive der emotionalen Auswirkungen auf das Kind und die Eltern. Da es am Wohnort und in dessen Nähe keine Krankengymnastin mit Vojta-Ausbildung gab, jemanden gesucht der bereit war das zu lernen und dann die Ausbildung etc. selber bezahlt. vom 4. bis zum 12. Lebensmonat dreimal am Tag die „Kindquälerei“ durchgeführt. Morgens Krankengymnastin, mittags meine Frau und abens ich. Inklusive Heilig Abend und Sylvester. Anfang des 13. Monats unsere Tochter zu einem Check-Termin vorgestellt. Der Arzt meinte wir sollen ihm das kranke Kind zeigen! Nach unserem Hinweis, das dieses unsere Tochter ist sah er uns an und meinte „Haben sie das wirklich dreimal am Tag all die Monate durchgestanden?!“
Die Hemiparese war komplett geheilt. Und so ist es bis heute. Ein EEG wegen starker Migräneanfälle (Pubertätszeit) ließ den Arzt verzweifeln. Aus bestimmten Hirnregionen kamen keine Signale. Wie den auch.
Fazit: Wäre ich damals nicht so stur gewesen, hätten meine Frau und ich unsere eigenen Emotionen nicht hinter das erhoffte Ergebnis gestellt um diese schreckliche Zeit der Quälerei durchzustehen, unsere Tochter wäre halbseitig gelähmt.
Es gibt also gute Gründe, die Vojta-Methode anzuwenden. Unsere Tochter verdankt ihr ein besseres Leben.
PS Ich habe eben Korrektur gelesen. Und wieder kommen mir die Tränen. Mist!
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Von: Reinhard Bautsch
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